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DIE FUNKTION DES GELDES

Aktualisiert: 4. Jan. 2023

Ich habe in den letzten Tagen und Wochen feststellen müssen, dass nur sehr wenige Mitmenschen das Konzept des Geldes verstanden haben. Auf die Frage: „Was ist Geld?“, kam mehrheitlich folgende Antwort: „Damit bezahle ich Rechnungen und meine Einkäufe im Supermarkt.“

Das ist grundsätzlich richtig, das machen wir alle so. Die Frage bezog sich aber nicht auf den Anwendungsfall, sondern was die Zahlen auf dem Konto widerspiegeln. Um eine Antwort darauf zu finden, reisen wir ein paar Jahre in die Vergangenheit, so ca. 3000.


Tauschhandel


Seit Menschen in Gruppen oder Sippen zusammenleben hat sich die Arbeitsteilung als probates Mittel zum Überleben und Wachsen etabliert. Wir alle wissen, dass damals der Tauschhandel angewendet wurde, um die eigenen und die Bedürfnisse der Gemeinschaft zu befriedigen.

Als die Gruppen und Sippen immer größer wurden, zeigten sich die ersten Probleme, die dem Tauschhandel innewohnen.


Arbeitsleistung


Nehmen wir einmal folgendes Beispiel, um die Probleme aufzuzeigen:

Der Fischer Ismael ist im Morgengrauen mit seinem Boot hinausgefahren und hat den ganzen Tag mit dem Fangen von Fischen verbracht. Als er am späten Nachmittag wieder in Richtung Küste zurückfuhr, hatte er 10 kg. frisch gefangenen Fisch an Bord. Im Kopf stellte er sich eine kleine „Einkaufsliste“ zusammen, von Waren, die er dringend benötigte und gegen seinen Fisch eintauschen wollte. Die 10 kg. Fisch in seinem Boot stellen aber nicht nur Waren für den Tausch dar, sondern spiegeln seine Arbeit und die dafür aufgewendete Zeit wider, also die Leistung die er an diesem Tag erbrachte. (Arbeit/ Zeit = Leistung).


Wer braucht was?


Zurück am Strand ging Ismael zum Müller, da er einen Sack Mehl benötigte und wollte, ebendiesen Sack Mehl, gegen seine gefangenen Fische eintauschen. Der Müller brauchte dummerweise aber keinen Fisch, sondern benötigte dringend neue Sandalen. Ismael ging also zum Schuhmacher und bot dem Schuhmacher seinen Fisch im Tausch gegen Sandalen an. Der Schumacher ging auf das Geschäft ein und über den Umweg der Sandalen kam Ismael zu seinem Mehl.

Das ist alles nicht neu und wurde oft beschrieben, das ist mir schon klar.


Wenn der Fisch schlecht wird...


Interessant ist aber der Ansatz der erbrachten Leistungen in unserem kleinen Beispiel. Ismael tauschte seine Leistung, die Fische, gegen die Leistung des Schumachers, die Sandalen, und schlussendlich die Leistung des Schumachers gegen die Leistung des Müllers, das Mehl.

Es dürfte klar sein, dass Ismael unter einem gewissen zeitlichen Druck stand seine Fische einzutauschen. Da diese, die Fische, ja nicht frischer wurden, sondern, nach geschätzten zwei Tagen, verdorben gewesen wären. Wenn also Ismael keinen Deal zustande gebracht hätte, wäre seine Leistung geschmälert worden.


Tauschhandel mit Zwischenschritt


Mit der Einführung des Warengeldes, also Muscheln, Edelsteine, Metalle, etc. wurde dem Tauschhandel eine zeitliche Dimension hinzugefügt und ein wirkliches Peer to Peer System etabliert.

Ismael musste nun nicht mehr mehrere Tauschgeschäfte machen, um am Ende sein Mehl zu erhalten, sondern er tauschte seinen Fisch gegen, etwa Muscheln, mit der Person die Fische haben wollte. Seine Muscheln tauschte er dann beim Müller gegen einen Sack Mehl. Durch diesen Umweg über die Muscheln konnte Ismael nun sein Mehl kaufen, wann immer er wollte, da der zeitliche Druck, durch das Verderben der Fische, nicht mehr existent war. Gleichzeitig war es nun möglich direkt mit einem Interessenten zu tauschen.


Wert und Leistungsspeicher


Es ist notwendig zu verstehen, dass die Muscheln nun die erbrachte Leistung widerspiegeln! Am Tauschhandel an sich hat sich nichts geändert, Ismael tauscht seine Leistung immer noch mit der Leistung des Müllers, nur sind es nicht mehr die Fische, die die erbrachte Leistung zeigen, sondern die Muscheln.

Zurück in die Gegenwart.

Die Zahl, die am Ende des Monats auf unseren Konten aufscheint, also unser jeweiliges Gehalt oder Einkommen, spiegelt unsere erbrachte Leistung im letzten Monat wider. Wenn ich nun in den Supermarkt einkaufen gehe, dann tausche ich, über den Umweg des Geldes, meine erbrachte Leistung gegen Lebensmittel ein. Wir sehen also, dass sich der Tauschhandel bis heute gehalten hat. Ich tausche meine Leistung gegen die Leistung einer anderen Person ein.


Sorry... Leistungsminderung


Nehmen wir nun einmal an, dass jemand kommt und sagt, dass Eure erbrachte Leistung vom letzten Monat oder dem letzten Jahr, heute weniger wert ist. Also im Nachhinein Eure erbrachte Leistung abwertet, ohne dass Ihr dagegen etwas machen könnt. Klingt irgendwie anmaßend und vor allem unfair.

Leider ist genau das, die nachträgliche Abwertung Eurer bereits erbrachten Leistung, an der Tagesordnung und passiert andauernd, ohne dass sich jemand darüber groß aufregt. Man nennt dieses Vorgehen Teuerung (durch Inflation). Jedes Prozent Teuerung schmälert Eure bereits erbrachte Leistung! Und um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen, werden von Teuerungsraten gesprochen die nicht stimmen.


Eigentlich das falsche Wort


Wobei zu beachten ist, dass das Wort Inflation oft falsch angewendet wird. Inflation bezeichnet das Aufblähen (lat. inflare) der Währungsmenge durch das "Drucken" neuer Euros, Dollars, etc., seitens der Noten- und Geschäftsbanken. Durch diese Währungsmengenausweitung (Inflation) entsteht die Teuerung, also steigende Preise.


Preisanstieg vs. Leistungsabwertung


Um noch einmal auf das Abwerten unserer bereits erbrachten Leistung zurückzukommen.

Die meisten Mitmenschen nehmen die Preisanstiege einfach hin: "Zwei Prozent teurer ist kein Problem...", so die Aussage vieler. Das diese zwei Prozent Teuerungsrate in Wirklichkeit eine zwei prozentige Abwertung ihrer bereits erbrachten Leistung sind, ist den allerwenigsten bewusst.

Ich glaube, wenn die Mitmenschen einmal verstanden haben, dass jeder Preisanstieg durch Inflation eigentlich eine nachträgliche Abwertung ihrer bereits erbrachten Leistung widerspiegelt und nicht eine Wertsteigerung der Produkte und Dienstleistungen, dann werden die Teuerungsraten der Notenbanken und Staaten sicher mit ganz anderen Augen gesehen.






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